Auf Du und Du mit dem Sumpfdrachen

Wie ihr ja wisst, sind wir vor knapp einem Monat umgezogen. Ein paar neue Wälder konnte ich schon erkunden, aber es gibt immer noch so viel zu entdecken – so viel Neues!
Heute wollten wir unseren freien Tag nutzen um einem weiteren Stück “unbekanntes Gebiet” einen Besuch abzustatten.

Das Ganze wollten wir noch mit Geocaching verbinden, soweit der Plan. Meine Zweibeiner suchten also einige Caches im Internet raus, dann fuhren wir los. Leider hatte Mamas GPS-Gerät gar keine Lust und ließ vor Ort seine Batterieanzeige von drei auf einen Strich sinken. Blinken. Aus. Na da haben wir aber blöd geguckt. Ändern konnten wir es natürlich nicht und beschlossen, dass wir das Cachen ausfallen lassen und gleich zum Wald in der Nähe fahren. Zurück zum Auto, los ging es.

Der Wald war, auf den ersten Blick, eher unspektakulär und leider auch nicht so ruhig, wie wir gehofft hatten. Nach zwei Joggern rauschte ein Radfahrer an uns vorbei, danach auch noch ein Auto. Man konnte die Straße in der Nähe deutlich hören und überall auf dem Weg lagen Pferdeäpfel, denn nicht unweit befand sich ein Reiterhof. Manchmal frage ich mich, wieso die Pferde ihre Hinterlassenschaften einfach auf dem Weg liegen lassen dürfen, aber unsere Zweibeiner hingegen hinter uns “her räumen” müssen. Unfair! Dabei sind meine Häufchen viel kleiner als… aber lassen wir das.

Wir schlenderten weiter durch den Wald, welcher zudem noch ein Naturschutzgebiet war. Und das sah man auch! Er wirkte wild und unberührt, Moose überwucherten umgefallene Bäume. Wir entdeckten einen kleinen unscheinbaren Weg, der uns in ein abgelegenes Stück des Waldes führte. Bereits nach wenigen Schritten bot sich uns ein wunderschönes Bild eines sumpfigen, verwunschenen Märchenwaldes mit einem ganz besonderen Bewohner…
Ein Grummeln, ein Brüllen! Was war das nur?
Ich verschaffte mir erstmal einen Überblick und klettere auf einen Baumstumpf. Von dort aus musterte ich jeden Winkel der sumpfigen Gegend. Nebel stieg empor. In der Ferne hörten wir Vögel zwitschern, doch immer wieder wurden ihre Lieder von einem tiefen, dunklen Brummen unterbrochen. Ein Monster?

Meine Zweibeiner kamen näher, aber bald schon mussten sie ihre Schritte abbremsen, denn der Boden unter ihren Füßen gab nach. Für mich Leichtgewicht war es kein Problem auf dem moorigen Untergrund zu gehen, aber meine Zweibeiner begannen bereits einzusinken. Sie gingen zurück auf den Weg. Ohne den Blick von all dem um mich herum abzuwenden, eilte ich zu ihnen. Wo waren wir nur gelandet?

Und dann entdecke ich ihn. Nicht unweit von uns erhob sich ein eigenartiges Wesen im Sumpf. Sein Körper erinnerte an einen alten Baum, der vor vielen Jahren im Moor versunken war. Auf dem Rücken ragten Stacheln in die Höhe, fast wie die Platten eines Stegosaurus. Unzählige Füße bohrten sich in den schlammigen Boden, Rauch quoll aus seinem Maul. Ich hatte einen Drachen entdeckt, einen echten Sumpfdrachen!
Ich wollte gleich zu Mama und ihr davon berichten, doch eine dichte Wolke aus beißendem Dunst hüllt mich ein. Ich sah und hörte niemanden, nur eine dunkle Stimme, die immer lauter wurde.
“Wer bist du?”, frage sie. “Wer bist du? Du bist nicht Torin.”
“Nein, ich heiße Archie”, antwortete ich. Langsam bekam ich kalte Pfoten, aber ich war nicht sicher ob es von meiner Angst oder doch nur dem nassem Boden kam. Kleine giftgrüne Augen fixierten mich. Und dann erzählte mir der Drache seine Geschichte. Eine traurige Geschichte, voller Leid, Schmerz und einem Jungen namens Torin. Vielleicht werde ich sie euch eines Tages in meinem Blog erzählen, doch für den Moment bleibe ich ganz im Hier und Jetzt.
Nicht Holz, nicht Fleisch. Weder Baum noch Drachen. Nicht tot, nicht lebendig. So verbrachte der Drache schon viele Jahrzehnte sein Dasein. Beraubt um seine magischen Schuppen, stecke er in diesem Sumpf fest und wartete auf die Rückkehr von Torin, der ihn sein kostbares Schuppenkleid zurückbringen wollte. Schuppen bedeuten Leben, erklärte er mir. Ein Panzer aus purer Magie!
Der Drachen bat mich in den Wald zu gehen und nach Torin zu sehen. Doch ich, ich wollte nicht, nein. Vielleicht würde ich den Jungen finden, dem Drachen sein kostbares Schuppenkleid zurückbringen… und dann? Würde er mich fressen?

Plötzlich hörte ich Mamas Stimme. Sie klang laut und rief nach mir. Der Nebel verflog und ich blickte in die Augen meiner Zweibeiner, die bereits nach mir gesucht hatten. Ich solle doch nicht so tief in den Nebel gehen, ermahnten sie mich. Ich blickte mich um und sah dort, wo vorhin der Drachen gelegen hatte, nur noch einen alten Baumstamm. Er wirkte tot, völlig leblos. Die kleinen grünen Augen waren erloschen, die Stimme im Wind verklungen. Nur der Gesang der Vögel erfüllte die Luft.

Meine Zweibeiner und ich drehten um, und gingen zurück zum Auto. Ich beschloss eines Tages diesen Wald erneut aufzusuchen und im Unterholz nach einem Jungen Ausschau zu halten, der den Namen Torin trägt. Oder hatte ich das Ganze nur geträumt?

Kategorie: Geschichten, Hundeleben. Lesezeichen Permalink.

6 Antworten auf Auf Du und Du mit dem Sumpfdrachen

  1. nyn schrieb:

    Huhu Archie
    Ein verwunschener Drache? Das kann durchaus sein. Es gibt so viele Dinge, von denen wir Zweibeiner keine Ahnung haben…
    Tja, und wer weiss schon, was Nebel und Wind, Wiese, Wald und Moor noch alles zu erzählen haben. Da muss man die Öhrchen spitzen und schon ganz genau hinhören.

    • Archie schrieb:

      Huhu lieber Nyn :)

      Ja, ganz genau: Es steckt so viel Magie in unserer Welt!
      Wir müssen nur richtig hinhören und unsere Augen für das Wunderbare öffnen… dann entdecken wir auch in ganz unscheinbaren Dingen tolle Geschichten. Und vielleicht erlebt man sogar ein Abenteuer. :wink:

  2. Sally schrieb:

    Kein Drache würde DICH fressen, dafür bist viel zu süß.
    Ich wünsche euch einen schönen 1. Advent.

    Liebes WUUUH
    Sally

    • Archie schrieb:

      Huhu Sally :)

      Na ich bin mir da ja nicht so sicher… aber wenn du das sagst! Dir und deinen Zweibeinern auch einen schönen 1. Advent!

      Liebe Grüße vom Gipfelstürmer

  3. Nero & Murphy schrieb:

    Hi Archie,

    oooh, was sich da alles im Nebel versteckt, da kann hund sich nie sicher sein – sicher mehr, als die Kurznasen glauben (wollen). Vielleicht triffst Du ja wirklich mal den Torin – und wenn der dann endlich dem Drachen sein Kleid zurückbringt, hast Du vielleicht bei dem “was gut”, wer weiß? Kann nie schaden, einen großen (Drachen-)Freund zu haben!

    LG und Wuff, Nero & Murphy

    • Archie schrieb:

      Huhu Nero & Murphy :)

      Oh, daran hatte ich noch gar nicht gedacht… ja, so ein großer Drachenfreund wäre schon praktisch!
      Aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob er mich nicht doch fressen würde… wobei… an mir ist eh nichts dran. :lol:

      Liebe Grüße vom Gipfelstürmer

Hinterlasse einen Kommentar zu Nero & Murphy Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>

:blush: :cool: :grin: :grinnod: :lol: :love: :| :no: :P :sad: :) :wink: :wow: :nod: :roll: